500 Menschen demonstrierten montagnachmittags, am 18. Juni, gegen die Jahrestagung der Immobilienwirtschaft. Die kurze Demonstration endete am Potsdamer Platz und ging in eine Kundgebung über. Die Redebeiträge beschäftigten sich mit energetischer Sanierung, der GSW und gaben eine Einordnung der stadtpolitischen Entwicklung. Die kapitalistische Organisierung des Grundbedürfnisses Wohnen stößt nicht nur in Berlin an seine Grenzen. Die Mieten steigen immer stärker und die Lebensbedingungen von Vielen verschlechtern sich.
Schon während der Kundgebung wurden Zugangswege zum Hotel blockiert um die Abfahrt von Bussen zu einem Luxusdinner in der Kulturbrauerei/Prenzlauer Berg zu verhindern. Die Polizei war sichtlich nervös und schleuste schlussendlich die Tagungsteilnehmer*innen über einen Hinterausgang zu ihren Bussen. Unter lauten Rufen stiegen sie ein und wurden kurz darauf kurzzeitig gestoppt. Der Polizei gelang es unter massivem Einsatz von Schlägen und Pfefferspray die Weiterfahrt der Busse zu gewährleisten. Fahrrädern ließen sie die Luft aus den Reifen.
In Prenzlauer Berg hatten sich derweil mehrere hundert Menschen im Kiez verteilt und verhinderten durch Fahrradkorsos und Sitzblockaden die Ankunft des Busses. Der Bus drehte zunächst ab und versuchte nach einer halben Stunde einen erneuten Versuch. Erneut war die Gegenwehr der Menschen im Kiez groß. Der Bus wurde mehrmals angehalten, eine Sitzblockade brutal unter Einsatz von Schmerzgriffen geräumt und weitere Demonstrant*innen abgedrängt. Nach über 2 Stunden Verspätung und Katz-und-Maus-Spiel erreichte der Bus unter lauten Beschimpfungen sein Ziel. Die Investor*innen dürften sich gefühlt haben wie strahlender Atommüll. Bewacht von behelmten Hundertschaften, immer wieder aufgehalten von spontanen Blockaden und beworfen mit Farbbeuteln, erinnerte ihre Anfahrt zum Abendessen eher einem Castortransport. Die Mieter*innen wehren sich immer entschlossener gegen die Zumutungen der kapitalistischen Stadtumstrukturierung.
Bei einer solchen Aktion, welche sich gegen die Aktivitäten von bestimmten Personen richtet, ist immer die Gefahr einer überspitzten Personalisierung gegeben. Es ist notwendig, dass wir diese Personalisierungen beobachten und darüber reflektieren, damit der emanzipatorische Gehalt der stadtpolitischen Kämpfe nicht verloren geht. In Anbetracht der dramatischen Lage ist es ferner notwendig noch mehr Menschen zu den Aktivitäten der stadtpolitischen Szene motivieren zu können. Dabei sind die vielen lokalen Aktivitäten in den Kiezen vielversprechende Ansätze und können durch solche stadtweiten Aktionen unterstützt werden.