Mehr als ein halbes Jahrhundert liegen die nationalsozialistischen Verbrechen zurück. Die überlebenden Verfolgten und Opfer sind unterschiedlich mit ihren Erlebnissen umgegangen: Unter ihnen befinden sich solche, die jahrzehntelang für Gedenken und Anerkennung kämpften, sich politisch organisierten oder für Zeitzeug*innen-Gespräche zur Verfügung stehen; es gibt jene, die keinen Fuß mehr nach Deutschland setzten, sich das Leben nahmen oder über das erlittene Leid stets schwiegen; wieder andere veröffentlichten wissenschaftliche Analysen zum NS-Staat oder persönliche Erfahrungsberichte. Alle überlebenden Verfolgten und Opfer wurden nie angemessen finanziell entschädigt und die öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Anliegen war in Deutschland lange Zeit gering bzw. ist es mitunter bis heute noch. Mit dieser Situation sind verschiedene Überlegungen verbunden: Wer gilt als „Zeitzeug*in“ und welche Erwartungen sind an diese Personen gerichtet? Was bedeutet es, dass die überlebenden Verfolgten und Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen zunehmend altersbedingt sterben und beispielsweise nicht mehr als Gesprächspartner*innen oder politisch Handelnde agieren können? Wie können Bildung und Gedenken perspektivisch ohne sie gestaltet werden? Bei der Veranstaltung soll diesen Fragen
nachgegangen werden.
30. Oktober 2017, um 19.30 Uhr im aquarium, in der Skalitzer Straße 6
Die Veranstaltung findet im Rahmen der jährlichen Gedenkkundgebung und antifaschistischen Demonstration in Berlin-Moabit zur Erinnerung an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 statt.