Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.
Statement von Mila (Bologna/Italien)
Wenn mir Ende 2019 jemand gesagt hätte, dass in wenigen Monaten die ganze Welt wegen einer globalen Epidemie stehen bleiben würde, hätte ich die Person für verrückt gehalten. Wenn mir Ende 2019 jemand gesagt hätte, dass sich in nur 3 Monaten unsere Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie, die Art und Weise, wie wir arbeiten, uns mitteilen und zusammen leben, radikal verändert hätte, hätte ich die Person gefragt, von welcher Fernsehserie sie spricht.
Und stattdessen ist es nun Realität. Das ist die Situation.
Und wie viele Menschen sehe ich dabei gute und schlechte Seiten. Und wie viele Menschen habe ich Angst davor, dass ich absolut nicht weiß, was nach dem Virus passieren wird, und in der Zwischenzeit hoffe ich egoistischerweise, dass keiner der Menschen, die ich kenne, krank wird. In einem anfänglichen Gefühl von Unwirklichkeit, traf mich der Tod eines entfernten Verwandten meiner Mutter in Mailand durch Covid-19 wie ein Schlag ins Gesicht, dass das alles doch real ist.
Ich habe Glück, denn ich lebe in einer privilegierten Situation: Es geht mir körperlich gut, ich habe im Moment keine finanziellen Probleme, ich habe einen kleinen Garten auf dem Balkon, ich lebe nicht mit gewalttätigen Menschen, sondern ich lebe allein mit einer Katze in einer großen Wohnung in einer Stadt, Bologna, die ein gutes Gesundheitssystem hat, das allerdings zusammen bricht: Es gibt keinen Platz mehr auf der Intensivstation und die Krankenhäuser überlegen, ob sie alle Operationen einstellen sollen, auch für diejenigen, die an Krebs operiert werden müssen.
Den Hinweisen und Dekreten der italienischen Regierung folgend, bleibe ich zu Hause, und wenn ich unter Einsamkeit leide, rufe ich einen Freund an und mache einen Video-Aperitivo. Heiliges Internet!
Bleiben also meine Katze und ich, ich und meine Katze, und nach einem Monat des Lockdown hassen wir uns immer noch nicht. Auch wenn wir es leid sind, niemanden mehr zu sehen.
Meine Arbeit als Physiotherapeutin ist eine Arbeit, die Menschen heilen soll. Ich arbeite mit den Körpern der Menschen, ich bin ‚Holistic Operator‘ und unterrichte bewusste Bewegungspraktiken (Postural Gym & Pelvic Gym). Ich vermisse nicht nur meine Arbeit, sondern auch die Möglichkeit, einen direkten Kontakt, unmittelbare Kommunikation und damit ohne ein anderes Medium, mit Menschen zu haben. Eine Art Kontakt, von dem ich absolut nicht weiß, wann ich ihn wieder aufnehmen kann.
In einem Zustand der Abwesenheit entwickeln sich andere Sinne. Uns bleiben unsere Augen. Die Möglichkeit zu sehen und gesehen zu werden. Und ich tue das, was ich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Fähigkeiten tun kann: Ich habe einen Youtube-Kanal eröffnet und mit einem auf einen Hocker gelehnten Telefon drehe ich Videos von Haltungsgymnastik und Beckengymnastik. Es ist meine Art, den Menschen nahe zu bleiben und, warum nicht, neue Fähigkeiten zu erwerben und vielleicht auch neue Möglichkeiten für die Zukunft. Und wie ich tun auch andere Kollegen weiterhin ihre Arbeit im Netz.
In einem Klima großer Unsicherheit denke ich, dass die italienische Regierung tut, was sie kann, und ob richtig oder falsch, werden wir in den kommenden Monaten herausfinden. Aber der große Schub der vergangenen Jahre in Richtung Privatisierung, auch des Gesundheitssystems, hat sicherlich ein System geschwächt, das jetzt am Rande des Zusammenbruchs steht.
Die Probleme waren schon vorher da und die Pandemie hat nun gezeigt, wie sehr die Jahrzehnte des wilden Liberalismus (und Episoden von Korruption) ihre Spuren hinterlassen haben. Und ich kann mir vorstellen, dass es auch jetzt noch diejenigen geben wird, die immer reicher werden, und diejenigen, die immer ärmer und ärmer werden.
In Italien sagt man: „Del senno di poi son piene le fosse“, was bedeutet „Es ist leicht, im Nachhinein weise zu sein“, und was bleibt, liegt in den Händen und in der Verantwortung der Menschen. Alle, kein Mensch ausgenommen. Nicht nur Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen.
Hier in Bologna, einer glücklichen Insel, versucht sich die Gemeinschaft zu vernetzen, und nach dem, was ich weiß, haben viele Menschen, vor allem junge Leute, damit begonnen, aktive Freiwilligenarbeit zu leisten: Sie gehen einkaufen für die, die nicht von zu Hause weg können oder nicht in der Lage sind, ihr Zuhause zu verlassen, es gibt viele, die in den Tafeln helfen oder mit Telefon-Diensten für Menschen in Schwierigkeiten.
Daneben gibt es Menschen, die sich weiterhin einen Dreck darum scheren und irgendwelche Ausreden erfinden, um ihr Zuhause zu verlassen oder Hass ins Netz zu schütten. Wie sehr sich Mensch und Gesellschaft verändern werden, werden wir in Zukunft herausfinden.
Ich weiß: Ich habe gerade keine tiefgreifendere Kritik am Mediensystem parat, an den Informationen der Facebook-Algorithmen und nicht einmal weniger banale Worte als „die Zukunft ist für alle ungewiss“ zu äußern. Ich habe nur einige Meinungen zu den wenigen Dingen, die ich kenne und die um mich herum sind.
Aber eines weiß ich: Die Atmung besteht aus 3 Phasen. Ich atme ein, ich atme aus und ich mache einen Moment Pause, in dem der ganze Körper in der Schwebe ist. Diese Pause ist ein tiefer Akt des Vertrauens in den nächsten Atemzug. Ich lebe in diesem Vertrauen, schwebend zwischen dem, was war, und dem, was sein wird.
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Se a fine del 2019 qualcuno mi avesse detto che in pochi mesi tutto il mondo si sarebbe fermato per un’epidemia globale, avrei pensato fosse pazzo. Se a fine 2019 qualcuno mi avesse detto che in appena 3 mesi la nostra cultura, la società, l’economia, l’ecologia, le modalità di lavorare, di condividere e di stare insieme sarebbero cambiate radicalmente, gli avrei chiesto di quale serie TV stava parlando.
E invece è realtà. La situazione è questa.
E come tante persone vedo la parte positiva e quella negativa. E come tante persone sono spaventata dal non sapere assolutamente cosa succederà dopo il virus e nel frattempo spero egoisticamente che nessuna delle persone che conosco si ammali. In una sensazione iniziale di irrealtà, la morte per Covid-19 di un lontano parente di mia madre, a Milano, mi ha però sbattuto in faccia che è tutto reale.
Sono fortunata perché vivo in una situazione privilegiata: sto fisicamente bene, per ora non ho problemi economici, ho un piccolo orto sul balcone, non vivo con persone violente, ma abito da sola con un gatto in un appartamento grande in una città, Bologna, che ha un buon sistema sanitario, che però sta collassando: non c’è più posto nelle terapie intensive e gli ospedali stanno valutando se fermare tutte le operazioni chirurgiche, anche per chi deve essere operato di tumore.
Seguendo le indicazioni e i decreti del governo italiano, resto a casa e quando soffro di solitudine chiamo un amico e faccio un video-aperitivo. Santo Internet!
Siamo io e il mio gatto, il mio gatto e io, e dopo un mese di lockdown ancora non ci odiamo. Anche se siamo stanchi di non vedere nessun altro.
Il mio è un lavoro di cura. Lavoro con i corpi delle persone, sono una Holistic Operator e insegno pratiche di movimento consapevole (Postural Gym & Pelvic Gym). Mi manca non solo il mio lavoro, ma il poter avere un contatto diretto, di comunicazione immediata e quindi senza altri media, con le persone. Contatto che non so assolutamente quando potrò riprendere.
In uno stato di assenza si sviluppano altri sensi. Ci restano gli occhi. La possibilità di vedere e farsi vedere e faccio quello che posso fare con i mezzi e le competenze a mia disposizione: ho aperto un canale youtube e con un telefono appoggiato a uno sgabello giro dei video di ginnastica posturale e ginnastica pelvica. É il mio modo per restare vicina alle persone e perché no, acquisire nuove competenze e forse, nel futuro, nuove possibilità. E come me altri miei colleghi continuano a svolgere la propria attività sulla rete.
In un clima di grande incertezza, penso che il governo italiano stia facendo quel che può e se giusto o sbagliato lo scopriremo nei prossimi mesi. Ma la grande spinta, negli anni passati, verso la privatizzazione, anche del sistema sanitario, ha sicuramente indebolito un sistema che ora vive sull’orlo di un collasso.
I problemi c’erano anche prima e la pandemia ha dimostrato quanto decenni di liberismo selvaggio (ed episodi di corruzione) abbiano davvero lasciato il segno. E immagino che anche adesso c’è chi si arricchisce e chi diventa sempre più povero.
In Italia si dice “Del senno di poi son piene le fosse” che vuol dire “it’s easy to be wise after the event”, e quel che resta è nelle mani e nella responsabilità delle persone. Tutti, nessuno escluso. Non solo medici e infermieri.
Qui a Bologna, che è un’isola felice, la comunità cerca di fare rete e da quel che so molte persone soprattutto giovani hanno cominciato a fare del volontariato attivo: portare la spesa a chi non può o non è in grado di uscire di casa, nelle cucine popolari, come operatori telefonici per le persone in difficoltà. Accanto a loro, persone che invece continuano a fregarsene, a trovare ogni scusa per uscire di casa o riversare odio in rete. Quanto le persone e la società saranno cambiate lo scopriremo in futuro.
Lo so: non ho delle critiche più approfondite da fare sul sistema dei media, delle informazioni degli algoritmi di facebook e nemmeno non parole meno banali di “il futuro è incerto per tutti”. Ho solo qualche opinione sulle poche cose che conosco e che sono intorno a me.
Ma una cosa la so: la respirazione è fatta di 3 fasi. Inspiro, espiro e un momento di pausa, in cui tutto il corpo è sospeso. Quella pausa è un profondo atto di fede nel respiro successivo. Vivo in quella fede, sospesa tra quello che era e quello che sarà.