Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.
Statement von Marie-Christine (Toulouse/Ariège/Frankreich)
Wie ich die gegenwärtige Situation erlebe? Ziemlich gut, weil ich zu Freund*innen auf das Land gefahren bin und dort mit ihnen wohne. Tatsächlich stand ich mit einem Freund in Italien in Kontakt, der mir die Ausgangssperren beschrieb. Etwas spät wurde mir dann klar, dass es in Frankreich genauso sein würde. Ich geriet ein wenig in Panik und in der Eile beschloss ich aufs Land zu fahren und dort zu leben. Wir machen mit unseren Freund*innen Radio, und abgesehen davon, dass wir vom Feld nebenan mit Pestiziden besprüht werden, ist es die beste Situation in Ausgangssperre, die ich mir erhoffen hätte können. Wir sind ziemlich weit weg von dem, was in der Stadt vor sich geht. Wir fühlen uns hier auf dem Land recht wohl, aber wir beginnen zu verstehen, dass diese Ausgangssperre nicht nur unerträglich, sondern auch ungerechtfertigt ist. So sagen wir uns mehr und mehr, dass wir uns nach und nach selbst „entsperren“ wollen, aus der Ausgangssperre befreien.
Das Handeln der Regierung besteht hauptsächlich aus Aktionen im Bereich der Kommunikation und Sicherheit. Aber vor allem der Kommunikation. Am 15. März kündigten sie eine absolute Ausgangssperre an (mit nur drei Ausnahme-Gründen, das Haus zu verlassen), die Schließung aller öffentlichen Räume etc., in Bezug auf Gesundheit den Bau eines Militärkrankenhauses in einer der am stärksten betroffenen Regionen (im Osten Frankreichs), die Verlegung von Patient*innen aus diesen Regionen in weniger betroffene Regionen. Es gab viele Ankündigungen, die ein Klima der Angst und vor allem ein autoritäres Klima schufen, das den Bullen viel Macht verlieh. Wir können davon ausgehen, dass der Druck der öffentlichen Meinung das Handeln der Regierung bestimmt. Es ist immer schwierig Allgemeinaussagen zu formulieren, aber insgesamt fordern die Menschen die Ausgangssperre, und vor allem warten sie darauf, dass die Regierung bei zu vielen Todesfällen die Kurve kriegt (wir sehen bereits Formulare im Umlauf, um Beschwerde einzureichen gegen die Regierung als Kranke*r, Betreuer*in oder Verwandte*r einer*s Kranken/Verstorbenen). Es scheint also, dass die starken Eindämmungsmaßnahmen eher einer politischen Agenda der amtierenden Regierung folgen, die eine Strategie für die nächsten Wahlen verfolgt, aber an sich nicht wirklich anwendbar ist.
Auf wirtschaftlicher Ebene wurde am 22. März der Gesundheitsnotstand verkündet, bei dem die Arbeitnehmer*innenrechte geopfert wurden. In Unternehmen und Gewerben, die für das politische Leben als unerlässlich erachtet werden, sind die Arbeitgeber*innen nun nicht mehr verpflichtet, Regeln in Bezug auf Arbeitszeiten, Wahl des Urlaubs etc. zu befolgen, sondern vielmehr die Regeln des Ausnahmezustands.
Die Ausgangssperre auf dem Land zu erleben ist anders als in der Stadt. Wir versuchen hier die Landwirtschaftsbetriebe zu unterstützen, die gerade Probleme haben, und sie mit Leuten in Verbindung zu bringen, die ihre Produkte kaufen wollen. Es ist wirklich total willkürlich, dass die Regierung die Supermärkte offen lässt, aber Märkte geschlossen hat. Das bedeutet folglich, dass all die Betriebe in Probleme geraten, die ihre Produkte nicht im Massenvertrieb verkaufen wollen. Hier, wo ich lebe, fangen wir an, kleine informelle Märkte zu organisieren. Einmal pro Woche kommen die Landwirt*innen und verkaufen ihren Käse, ihre Früchte und Gemüse.
Was Solidarität sonst noch betrifft, haben meine Freund*innen ein Lokalradio im Internet aufgebaut. Da ist vor allem die Idee, Beziehungen zu schaffen und aufrecht zu erhalten, um die Einsamkeit zu durchbrechen.
[zwei Beispiele der Radiosendungen: Pagaille aux frontières oder Déconfinez-moi, alles auf Canal Sud zu finden]
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Comment vis-je la situation actuelle? Je la vis plutôt bien dans la mesure où je suis allée vivre chez des copains à la campagne. En fait j’étais en contact avec un pote en Italie qui me décrivait le confinement. J’ai percuté un peu tard que ça allait être pareil en France. J’ai un peu paniqué, et dans la précipitation j’ai décidé d’aller vivre à la campagne. On fait de la radio avec les copains et, à part le fait qu’on se fait arroser de pesticides par le champ d’à coté, c’est la meilleure situation de confinement que j’aurais pu espérer. Après on est assez déconnectés de ce qui se passe en ville. Nous on est plutôt bien à la campagne, mais on commence à se rendre compte que ce confinement non seulement n’est pas vivable, mais en plus n’est pas justifié. Alors on se dit qu’on va commencer à se déconfiner.
L’action gouvernementale se décline principalement en termes de communication et sécurité. Mais surtout communication. Le 15 mars, ils ont annoncé un confinement total, avec trois motifs de sortie, la fermeture de tous les espace publics etc. au niveau sanitaire la construction d’un hopital militaire dans une région des plus touchées (dans l’est de la france), le transfert des malades de ces régions vers des régions moins touchées. Ca a été beaucoup d’annonces, qui ont instauré un climat de peur et surtout un climat autoritaire qui donnait beaucoup de pouvoirs aux flics. On peut penser que ce qui guide cette action du gouvernement, c’est la pression de l’opinion publique. Faire des généralités, c’est toujours compliqué mais globalement les gens demandent du confinement, et surtout ils attendent le gouvernement au tournant s’il y a trop de morts (on voit déjà circuler des formulaires pour porter plainte contre le gouvernment entant que malade, soignant ou proche de malade/personne décédée). Donc on dirait que les mesures fortes de confinement suivent un agenda politique et électoral du pouvoir en place, qui n’est pas véritablement applicable en soi.
Au niveau économique, l’état d’urgence sanitaire a été promulgé le 22 mars et a sacrifié les droits des travailleurs. Maintenant, dans les commerce jugés indispensables à a vie politique, les employeurs ne sont pas contraints de suivre des règles en termes de durée du travail, de choix des congés etc.
Vivre le confinement à la campagne, c’est différent de la ville. Ici, on essait de mettre en lien les producteurs qui galèrent, et les gens veulent acheter des produits. C’est vraiment n’importe quoi parce que le gouvernement a laissé ouverts les supermarchés mais il a fermé les marchés. Donc c’est galère pour les producteurs qui ne veulent pas vendre leurs produits à la grande distribution. Ici, là ou je vis, on va s’organiser en créant des marchés informels. Une fois par semaine, des producteurs viendront vendre leurs fromage, leurs fruits et leurs légumes.
En termes de solidarité, les amis avec qui je vis ont créé une radio locale sur internet. C’est surtout pour créer du lien et rompre l’isolement.