Unsere Reaktionen auf antifeministische Politik und Populismus dürfen sich nicht auf den Kampf um den Status Quo beschränken!
In der Dezemberausgabe der Analyse und Kritik (ak) haben wir einen Artikel über Strategien gegen antifeministische Hetze und Bündnisse veröffentlicht. In dem Artikel beziehen wir uns auf die „Demo für alle“, als einen konkreten antifeministischen Zusammenschluss unterschiedlicher Organisationen und Einzelpersonen, mit bis zu 5000 Teilnehmenden in Stuttgart und zuletzt 1000 in Wiesbaden. Vier Aspekte einer emanzipatorischen Politik in Reaktion auf Antifeminist*innen haben wir in dem Artikel heraus gearbeitet und fassen sie euch hier zusammen (für den ausführlichen Artikel werft einen Blick in die Printausgabe der AK).
1.) Die antifaschistische Linke verteidigt beim Thema Antifeminismus derzeit in erster Linie den Status Quo.
Aber eine offensive Position ist nötig und möglich. Hierfür sollten Linke erstens den Status Quo als sexistischen, homo- und transphoben Normalzustand entlarven; mit dem queeren und feministischen Paradies, als das er von den rechten Zombies beweint wird, hat dieser Normalzustand nicht viel zu tun.
2.) Es gilt, anzuerkennen, dass eine Auseinandersetzung mit Reproduktion nicht nur deshalb notwendig ist, weil rechte Gruppen versuchen dieses Thema zu besetzen.
Frauen, queere Menschen und Menschen mit Behinderungen führen seit langem politische Kämpfe um Elternschaft, Sexualität und andere soziale Formen der Reproduktion; sie sind Teil der patriarchalen und kapitalistischen Gesellschaftsverhältnisse. In Zeiten neoliberalen Selbstoptimierungszwangs ist es diese Arbeit an einem Selbst, die eine eigene Verwertbarkeit gefährdet. Es ist somit auch unsere Aufgabe Zusammenhänge aufzubauen, die uns die Sicherheit geben das zu tun und zu sein, was die patriarchale Gesellschaft verunsichern würde.
3.) Ein ehrlicher Blick auf eigene Zusammenhänge zeigt auch, dass eine Auseinandersetzung mit eigenen Männlichkeiten und der Kompliz_innenschaft mit der patriarchalen Welt eine Kritik von Antifeminismus begleiten muss.
In Zeiten neoliberalen Selbstoptimierungszwangs ist es diese Arbeit an einem Selbst, die eine eigene Verwertbarkeit gefährdet. Es ist somit auch unsere Aufgabe Zusammenhänge aufzubauen, die uns die Sicherheit geben das zu tun und zu sein, was die patriarchale Gesellschaft verunsichern würde.
4.) Der reaktionären Hetze gilt es unseren Dank für bisher geführten feministischen Kämpfe entgegen zu setzen – und aus ihnen zu schöpfen.
Zu einer linken feministischen Praxis gehört es, die Geschichte feministischer Kämpfe zu kennen und zu reflektieren. In der Frauen*bewegung ein umfangreiches feministisches Wissen um politische Ökonomie, das es auszugraben gilt. Außerdem haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Feminist_innen immer wieder mit Leerstellen in der eigenen Bewegung auseinandergesetzt. Der Blick auf feministische Geschichte hilft dabei, aus diesen Fehlern zu lernen. Exemplarisch dafür steht die Ignoranz gegenüber Schwarzen Aktivistinnen und Aktivistinnen mit Behinderung, das Festhalten an biologistischen Irrwegen und die damit einhergehende Unsichtbarkeit von Transpersonen und intersexuellen Menschen.
Gegen Antifeminismus als Hindernis auf dem Weg zur Emanzipation hilft nur der schrittweise (Wieder-)Aufbau einer originär feministischen Politik!