Cottbuser Flügelflattern

Auf ein Bier mit Kalbitz: Rund 90 AfD-AnhängerInnen und andere Rechtsextreme wetterten gegen Bill Gates und „elitäre Cliquen im Hintergrund“. Außerdem wurde ein DGB-Banner beschädigt.

INFORIOT — Das nunmehr dritte Jahr in Folge hat die AfD am 1. Mai in der südbrandenburgischen Großstadt Cottbus demonstriert. 2018 und 2019 stand die rechtsextreme Sozialdemagogie im Vordergrund („Sozial ohne rot zu werden“) – diesmal wurde gegen „Corona“-Wahnsinn mobil gemacht. Rund 90 AfDler-AnhängerInnen und andere Rechtsextreme waren zu den Aktionen zusammengekommen. Um mit dem derzeitig eingeschränkten Versammlungsrecht umzugehen, wurden fünf Kundgebungen an Orten in der Cottbuser Altstadt ausgerichtet, die von 15 bis 17 Uhr stattfanden. Anmelderin war die AfDlerin Monique Buder, die auch für das rechtsextreme Bündnis „Zukunft Heimat“ in Erscheinung tritt und bis vor kurzem als Stadtverordnete in der hiesigen AfD-Fraktion Mitglied war.

Eigentümliche Werbung

Zu den Aktionen war eigentümlicher Weise fast ausschließlich und sehr kurzfristig auf internen Kanälen geworben worden. Ein Flyer, der in Whatsapp-Gruppen kursierte, erinnerte optisch entfernt an „Zukunft Heimat“-Werbezettel, doch weder dieser Name noch das AfD-Logo waren abgebildet. Durch diese hastige Mobilisierung kam nur der engere Kreis des regionalen und Brandenburger AfD-Milieus zusammen.

Mehr Infos und Fotos auf INFORIOT.

Eine globale Krise, die den Wunsch beschleunigt, sich auf lokaler Ebene zu organisieren

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Flavien (Montreuil, Frankreich)

Ich lebe in einer kleinen Wohnung in Montreuil, einer Stadt mit 110.000 Einwohnern östlich von Paris. Ich persönlich kann im Homeoffice arbeiten, sodass meine Situation recht erträglich ist.

Ich kann meinen Standpunkt zu den gegenwärtigen Regierungsmaßnahmen in Frankreich darlegen. Ich denke, dass sie insgesamt katastrophal sind und in Zukunft ihre Spuren hinterlassen werden. Es würde zu lange dauern, all die Umkehrungen und Widersprüche im offiziellen Diskurs der Behörden zu wiederholen, aber einige Beispiele möchte ich nennen. Zunächst einmal gab es bis Mitte März einen beruhigenden, ja sogar herablassenden Diskurs gegenüber den betroffenen Ländern, so etwa „China ist weit weg“ und „Italien mag zwar nahe sein, aber sie sind viel schlechter organisiert als wir“. Offensichtlich war das völlig absurd und Frankreich war durchaus davon betroffen. Continue reading „Eine globale Krise, die den Wunsch beschleunigt, sich auf lokaler Ebene zu organisieren“

Wasser und Leben: Frauen, Rechte und Umwelt

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Claudia (Chiapas/Südmexiko)

Angesichts dieser Krise des Kapitalismus ist die Situation im Bundesstaat Chiapas in Südmexiko sehr komplex. Wir gehören national zu den am stärksten verarmten Bundesstaaten und haben erhebliche Gesundheitsprobleme, die mit dem mangelnden Zugang zu Wasser vor allem in den indigenen und ländlichen Comunidades zu tun haben. Der Großteil der Bevölkerung verdient nur das Geringste für das tägliche Überleben. Continue reading „Wasser und Leben: Frauen, Rechte und Umwelt“

Wenn mir das Ende 2019 jemand gesagt hätte, hätte ich die Person für verrückt gehalten

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Statement von Mila (Bologna/Italien)

Wenn mir Ende 2019 jemand gesagt hätte, dass in wenigen Monaten die ganze Welt wegen einer globalen Epidemie stehen bleiben würde, hätte ich die Person für verrückt gehalten. Wenn mir Ende 2019 jemand gesagt hätte, dass sich in nur 3 Monaten unsere Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft, Ökologie, die Art und Weise, wie wir arbeiten, uns mitteilen und zusammen leben, radikal verändert hätte, hätte ich die Person gefragt, von welcher Fernsehserie sie spricht.

Und stattdessen ist es nun Realität. Das ist die Situation. Continue reading „Wenn mir das Ende 2019 jemand gesagt hätte, hätte ich die Person für verrückt gehalten“

Es ist also ein Privileg in Quarantäne zu gehen

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Statement von Basti (Santiago de Chile/Chile)

Meine Familie und ich sind in “freiwilliger” Quarantäne. Ich bin Asthmatiker, also treffen wir die notwendigen Vorkehrungen. Niemand verlässt das Haus und wir bekommen keinen Besuch. Ich mache von morgens bis nachmittags online Kurse [für die Universtität], bin also immer beschäftigt. Allerdings bin ich nicht so gut gelaunt, nachts kann ich nur schwer schlafen (ich vermute wegen “der Angst”). Continue reading „Es ist also ein Privileg in Quarantäne zu gehen“

Wir haben ein Lokalradio aufgebaut, um die Einsamkeit zu durchbrechen

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Marie-Christine (Toulouse/Ariège/Frankreich)

Wie ich die gegenwärtige Situation erlebe? Ziemlich gut, weil ich zu Freund*innen auf das Land gefahren bin und dort mit ihnen wohne. Tatsächlich stand ich mit einem Freund in Italien in Kontakt, der mir die Ausgangssperren beschrieb. Etwas spät wurde mir dann klar, dass es in Frankreich genauso sein würde. Ich geriet ein wenig in Panik und in der Eile beschloss ich aufs Land zu fahren und dort zu leben. Wir machen mit unseren Freund*innen Radio, und abgesehen davon, dass wir vom Feld nebenan mit Pestiziden besprüht werden, ist es die beste Situation in Ausgangssperre, die ich mir erhoffen hätte können. Continue reading „Wir haben ein Lokalradio aufgebaut, um die Einsamkeit zu durchbrechen“

Im Allgemeinen macht die Krise bereits bekannte Übel sichtbar

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Liron (Israel)

148 Menschen sind bisher in Israel an Corona gestorben, 129 Menschen erhalten Lebenserhaltende Maßnahmen. Laut dem Gesundheitsministerium wurden in Israel 12.855 positive Fälle von Corona diagnostiziert, 182 davon befinden sich in einem kritischen Zustand, 2.967 Patient*innen haben sich erholt und wurden entlassen. [Zahlen vom 17.04.2020]

Die politische Realität in Israel ist heute eine sehr problematische. Continue reading „Im Allgemeinen macht die Krise bereits bekannte Übel sichtbar“

Keine/r* fragt mich: Was hast du als nächstes vor?

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Silvia (Rigali/Mailand/Italien)

Ich heiße Silvia, bin 29 Jahre alt und lebe normalerweise in Mailand, wo ich im Publikations- und Kommunikationsbereich arbeite. Ich sage betont “normalerweise”, weil mein Leben im Moment tatsächlich kein bisschen normal ist: Ich bin im Haus meiner Mutter auf dem Land, wo ich herkomme, und verbringe den ganzen Tag allein oder mit ihr; ich gehe spazieren; ich male; ich schreibe; ich telefoniere manchmal mit Freund*innen; ich versuche gesunde Sachen zu kochen – aber ohne Arbeit, ohne sozialen Druck, keine/r* fragt mich “Was hast du als nächstes vor? Was sind deine langfristigen Projekte?” Ja, das ist sicherlich kein normales Leben, wie wir es kannten, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich, wenn der Ausnahmezustand vorbei ist, einfach wieder zu meiner Routine zurückkehren möchte, inklusive meiner Sorgen über den Job, die Bezahlung usw. Das ist kein normales Leben, bestimmt nicht, aber auch die Art von Leben, die wir vorher, im Rahmen unserer turbokapitalistischen Zeit ausprobiert haben, war überhaupt nicht normal. Davor sollten wir nicht die Augen verschließen. Continue reading „Keine/r* fragt mich: Was hast du als nächstes vor?“

Die Menschen werden vollkommen passiviert

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von François (Paris/Frankreich)

Der französische Umgang mit der Corona-Krise bringt zwei längerfristige, sehr problematische politischen Tendenzen zum Ausdruck. Continue reading „Die Menschen werden vollkommen passiviert“

Der Feind scheint neben dem Virus die eigene Bevölkerung zu sein

Der folgende Text ist Teil unseres Dossiers zu internationalen Perspektiven und Solidarität in der Corona-Krise.

Statement von Alex (Katalonien)

Ich schreibe diesen Text am 35. Tag des vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez ausgerufenen Alarmzustandes. In einem Dorf in Katalonien, nicht weit von Barcelona, in diesen Tagen aber gefühlte Lichtjahre entfernt. Ich beschreibe Eindrücke hier aus dem Dorf, die Informationen aus Barcelona beruhen auf Telefonaten mit Freund*innen und Aktivist*innen vor Ort, Lektüre (linker) Tageszeitungen und sozialer Netzwerke. Continue reading „Der Feind scheint neben dem Virus die eigene Bevölkerung zu sein“